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Die Angst weg-denken

MBL Fitness-Tipp

Das Spektrum der menschlichen Emotionen ist groß – und es wächst ständig. Sprach Paul Eckmann noch von den sieben Basisemotionen, fanden Alan S. Cowen und Dacher Keltner in ihrer Studie aus dem Jahr 2017 insgesamt 27 verschiedene menschliche Emotionen. Dazu gehören zum Beispiel Aufregung, Überraschung, Erleichterung, Nostalgie, Romantik, ästhetische Wertschätzung, Staunen, Verehrung, Belustigung und Zufriedenheit.  

Wie viele Emotionen es auch immer tatsächlich geben mag, in unserer Coaching-Praxis begegnen wir häufig vor allem den negativen Emotionen. Befangenheit, Trauer, Wut, Scham. Und einer davon mehr als allen anderen: Der Angst. 

Kein Gefühl hat uns so im Griff wie die Angst. Nicht selten begegnen uns im Coaching Menschen, die regelrecht „gelähmt vor Angst“ sind. Diese Lähmung haben wir sicher alle vereinzelt schon erlebt. Wenn wir eine Präsentation halten müssen, ein wichtiges Finanzdokument aufsetzen, oder unserer Vorgesetzten einen Fehler beichten müssen.  

Immer mal wieder solche Momente zu haben, ist normal und gehört zum Leben dazu. Zu einem Problem wird die Angst dann, wenn sie zum dauerhaften Begleiter wird. Wer immer ängstlich ist, dem fällt es schwer, Entscheidungen zu treffen, sich Ziele zu setzen und zu ihrer Erreichung aktiv zu werden. Dann ist es Zeit für ein Coaching. 

  

Woher kommt die Angst? 

Im Coaching unterstützen wir Menschen dabei, sich von dieser Lähmung zu befreien.  

An erster Stelle steht hier die Ursachenklärung, also die Frage: Wie ist die Angst entstanden und wie hält sie sich so hartnäckig? 

Der Ursprung von Angst liegt oft in der Vergangenheit. Meist (auch wenn das etwas klischeehaft ist) in der Kindheit und Jugend. Vielleicht haben einem die Eltern, eine Lehrerin oder ein Lehrer das Gefühl gegeben, nicht gut genug zu sein. Vielleicht hat man in einer neuen Klasse oder einem neuen Sportverein keinen Anschluss gefunden. Vielleicht war es auch die erste Vorgesetzte, die einen immer runtergemacht hat. 

Was auch immer der Auslöser war, gerade wenn wir jung sind, versteht unser Gehirn solche Situationen als Lernerfahrungen. Wenn wir uns über längere Zeit (oder auch nur kurz, aber sehr intensiv) schlecht fühlen, formt unser Gehirn Glaubenssätze um diese Gefühle herum. Dieser Gedankenprozess ist überraschend simpel: „Warum habe ich immer das Gefühl, nicht gut genug zu sein? Vermutlich, weil es so ist.“  

Ist ein solcher Glaubenssatz erstmal geformt, suchen wir automatisch und häufig völlig unbewusst nach Beweisen für seine Richtigkeit. „Confirmation Bias“ heißt hier der psychologische Fachbegriff. Das kann beispielsweise so aussehen: „Ich hatte Angst vor der Präsentation und danach hat mir ein Kollege tatsächlich negatives Feedback gegeben. Ich wusste es doch, ich bin einfach nicht gut genug“. Dass alle anderen Kollegen positives Feedback gegeben haben, wird völlig ausgeblendet. So hält sich die Angst und wächst häufig sogar noch weiter. 

  

Wo Coaching ansetzt  

Den Zeitraum, in dem die Angst entstanden ist, können wir gewöhnlich nicht mehr beeinflussen, da er in der Vergangenheit liegt. Was wir aber tun können, ist die daraus entstandenen Glaubenssätze zu verändern.  

Das ist leichter gesagt als getan. Besonders dann, wenn wir sie seit unserer Jugend mit uns herumtragen. Wer 20 Jahre lang gedacht hat „ich bin nicht gut genug“, dem wird es im ersten Moment schwerfallen, etwas anderes zu denken. Oft fangen Coachees hier sogar Diskussionen an, in denen sie den Coach davon überzeugen wollen, dass sie wirklich nicht gut genug sind. Sie sagen Dinge wie „Aber ich mache wirklich mehr Fehler als meine Kollegin.“, „Wenn mein Chef wüsste, wie wenig Ahnung ich eigentlich von dem Thema habe, würde er nicht so positiv über mich sprechen.“ oder „Es gab einfach nicht so viele qualifizierte Bewerbungen, deshalb haben Sie die Stelle mir gegeben.“ 

Kurz: Wer Beweise für einen Glaubenssatz finden möchte, der findet diese schnell und zahlreich. Nach Beweisen für das Gegenteil muss man dagegen bewusst suchen. Das ist harte Arbeit. 

Die gute Nachricht ist: Es mag schwer sein, Glaubenssätze zu verändern, aber es ist möglich. Und wer es schafft, wird eine merkliche Verbesserung der eigenen Lebensqualität spüren. 

  

Die Angst weg-denken

Was also tun, um Glaubenssätze zu verändern? Dazu gibt es einige Techniken, die sowohl im Coaching als auch von Psychotherapeutinnen und -therapeuten angewendet werden.  

  

  1. Glaubenssätzen widersprechen. Diese Übung ist besonders effektiv, wenn du dir deinen Glaubenssatz als Person vorstellen kannst, die dir beispielsweise immer wieder sagt: „Du schaffst das nicht. Dafür bist Du einfach nicht gut genug.“ 
 Wann immer du merkst, dass diese Person sich einmischen möchte, sage ihr ganz bestimmt: „Was Du sagst, stimmt nicht. Schau mal, was ich alles schon geschafft habe.“
  2. Erfolgstagebuch. Wer Probleme hat, aufzuzählen, was er in seinem Leben schon Positives erreicht hat, könnte ein Erfolgstagebuch führen. Hier können große, aber auch kleine Erfolge festgehalten werden. Wichtig dabei: auch ein 80-prozentiger Erfolg ist ein Erfolg.
  3. Glaubenssätze umformulieren. Alten Glaubenssätzen kann man nicht nur widersprechen, man kann sie auch durch neue ersetzen. Wurdest du beispielsweise für dein vorlautes Auftreten und deinen Mangel an Zurückhaltung kritisiert, kannst du das so umformulieren: „Meine direkte, offene Art macht mich zum perfekten Eisbrecher. Mit mir gibt es nie peinliches Schweigen“. So kannst du dich auf die positiven Aspekte deiner Persönlichkeit fokussieren. Versuche, im Alltag möglichst häufig mit diesen neuen Glaubenssätzen in Kontakt zu kommen. Stell dir zum Beispiel einen Wecker, der einmal in der Stunde klingelt. Bei jedem Klingeln gehst du einmal deine neuen Glaubenssätze durch. Oder druck dir die Glaubenssätze aus und hänge sie an einen Ort, den du häufig siehst. Zum Beispiel deinen Badezimmerspiegel oder die Haustüre.
  4. Fokus auf die Gegenwart. Angst findet vor allem in der Vorstellung statt. Genauer: in Vorstellungen davon, was in der Zukunft alles schiefgehen könnte. Übungen, bei denen man trainiert, mit seinen Gedanken nur im Hier und Jetzt zu sein, sind deshalb ein wirksames Mittel gegen Angst. Dazu gehören Mediation, beruhigende Atemtechniken wie beispielsweise die 4-8 Atmung (vier Zählungen einatmen, 8 ausatmen) oder auch Mindfulness-Übungen, bei denen man den gegenwärtigen Moment mit allen Sinnen wahrzunehmen versucht. 
 Gerade Atemübungen eigenen sich auch in Momenten der akuten Angst gut zur Beruhigung, weil sie sehr leicht unauffällig durchgeführt werden können.
  5. Positive Zukunft ausmalen. Weil Angst aus der Vorstellung einer negativen Zukunft entsteht, nimmt sie ab, wenn man es schafft, sich stattdessen eine positive Zukunft auszumalen. Je bildhafter, desto besser. Statt sich vorzustellen, wie man die Präsentation vergeigt, denkt man daran, wie beeindruckt die Kolleginnen und Kollegen von dem guten Ergebnis sind, das gute Feedback, das man bekommt, hört vielleicht sogar schon den Applaus.
  6. Enttäuschungen zulassen. Was aber, wenn ich mir eine positive Zukunft ausgemalt habe, diese aber nicht eintritt? Wenn die Präsentation doch schlecht war? Ich zu nervös, das präsentierte Konzept nicht das richtige? 
 Solche Fehlschläge gehören dazu. Eine schlechte Präsentation bedeutet aber nicht, dass man generell schlecht präsentiert oder auch in allen zukünftigen Präsentationen schlecht sein wird. Man kann kompetent sein und auch mal etwas falsch machen. Das schließt sich nicht aus.

In unserem Programm Mindful Business Life vermitteln wir solche und viel weiter Übungen, die dabei helfen, Stress abzubauen und Resilienz aufzubauen. Interesse? Hier erfährst du mehr.

Richtig atmen ist (k)eine Kunst

 

Obwohl bewusstes Aus- und Einatmen eine der wirksamsten Methoden ist, um sich zu entspannen, atmet man oft falsch, ohne es zu wissen. Insbesondere bei Überforderung oder Stress ist der Atem kürzer und flacher. Dabei ist das Atmen ist die einzige Vitalfunktion unseres Körpers, die man ganz bewusst steuern kann, vorausgesetzt man weiß wie.  

 

Aber nicht nur bei Prüfungs- oder in Stresssituationen fällt es schwer, richtig zu atmen, auch im Alltag hat man meist verlernt, sein ganzes Lungenvolumen zu nutzen. Atmet man nur durch den Mund und nur in Brust und Schulter, so wird auch nur der obere Teil der Lunge mit Sauerstoff versorgt. Der Atem bleibt flach und oberflächlich. Das kann zu Kopfschmerzen führen und man fühlt sich ohne Energie, einfach nur, weil der Körper nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt ist. Durch zu enge Kleidung und angestrengtes Sitzen vor dem PC wird das Atmen weiter erschwert, sodass sich auch noch die Verdauungsorgane verspannen und das Immunsystem angegriffen werden kann.  

 

Deshalb ist richtiges Atmen so wichtig und man kann es sogar schon von Babys lernen, die instinktiv tief in den Bauch atmen. Bei der Bauchatmung wird das gesamte Lungenvolumen genutzt und das ist auch die Atemtechnik, mit der man am meisten Sauerstoff aufnimmt. Doch so atmet man oft nur noch, wenn es der Körper aktiv verlangt, also bei Atemnot oder wenn man sich körperlich anstrengt.  

 

Die gute Nachricht: Richtiges Atmen kann man lernen und dabei ist weniger mehr! Schnelles und zu vieles Atmen führt dazu, dass man zu viel Sauerstoff im Körper hat, der nicht verbraucht wird, was sich wiederum negativ auf die Sauerstoffversorgung in den Zellen auswirkt. Deshalb ist es laut US-Journalist James Nestor, Bestsellerautor von „Breath - Atem: Neues Wissen über die vergessene Kunst des Atmens“, so wichtig, dass man weniger oft einatmet und weniger Luftvolumen ausatmet, aber das ist Übungssache. 

 

Die Anleitung für richtiges Atmen ist leider noch nicht im Allgemeinwissen angekommen. Sie wird von speziellen Atemtherapeuten oder Meditations-/Yogalehrern vermittelt. Doch oft sind es schon einfachste Techniken, mit denen man selbst eine positive und entspannende Wirkung im Alltag erzielen kann. Hierzu zählt z. B. die „4711-Atmung“ nach Thomas Loew, durch die der Atemrhythmus auf Schlafmodus reduziert wird: Man atmet vier Sekunden ein, sieben Sekunden aus und das für elf Minuten. Wird diese Übung zweimal täglich bewusst durchgeführt, fühlt man sich schon nach kurzer Zeit spürbar wohler und ausgeglichener.  

 

Auch bereits alte Kulturen und Religionen wussten um die Kunst des richtigen Atmens. Deshalb findet man bereits im Yoga Atem-Übungen, die sich positiv und regenerierend auf das Immunsystem auswirken und die sich problemlos in den Alltag integrieren lassen. Eine der einfachsten Atem-Techniken für den gelungenen Start in den Tag oder zur Entspannung am Abend ist das sogenannte „Box Breathing“, auch Vier-Quadrat Atmung genannt. Hier wird das Atmen in vier Phasen eingeteilt: Man atmet tief durch die Nase ein und spürt, wie sich der Brustkorb langsam füllt. Dann hält man die Luft an, zählt bis vier und lässt dann die Luft durch den Mund langsam und ganz wieder ausströmen. Anschließend zählt man erneut bis vier, bevor man wieder tief einatmet und den Vorgang wiederholt.  

 

Wenn man es weiß, ist es ganz einfach. Mit simplen tägliche Atem-Routinen im Alltag kann man gut für sich sorgen und sich sofortige Besserung und Entschleunigung schaffen. Wenige Minuten täglich für mehr Lebensqualität!  

 

Mehr zum Thema Entschleunigung finden Sie auch auf unserer Website …   

Burnout

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Burnout – Arbeiten, bis nichts mehr geht?

Der Begriff „Burnout“ steht für „ausgebrannt sein, völlig erschöpft sein“ und ist ein Zustand extremer emotionaler und meist auch körperlicher und geistiger Belastung. Nach wie vor wird er hauptsächlich auf Überforderung und Stress im Beruf zurückgeführt und man kann ihn immer noch nicht auf bestimmte Auslösungsfaktoren reduzieren. Jeder kann davon betroffen werden, unabhängig von beruflicher Position oder privater Situation, Einkommen, egal ob jung oder alt. Aber da sich Burnout meist durch erste Symptome ankündigt, besteht auch die Möglichkeit, dass man rechtzeitig etwas dagegen unternehmen kann.  

Mögliche Symptome: fehlende Lebensfreude bis zur Resignation 

Generell drückt sich das Burnout-Syndrom durch unterschiedlichste Beschwerden aus, die sich über die Zeit entwickeln und verändern können. Man kann dabei nach psychischen als auch körperlichen Symptomen unterscheiden. Psychische Symptome können z. B. sein, dass sich die Betroffenen nach sehr hohem beruflichem Engagement in einem Zustand der Erschöpfung befinden. Kennzeichnend dafür kann chronisch empfundene Müdigkeit, geringere Belastbarkeit, Erholungsunfähigkeit, Lustlosigkeit sein. Kurz gesagt - fehlende Lebensfreude, begleitet von Nervosität und innerlicher Unruhe, Gereiztheit oder Aggressivität. Werden diese Anzeichen nicht erkannt und wird nicht entsprechend gehandelt können sie sich weiter verstärken, bis hin zu totaler Resignation und Lebensunfähigkeit. Als Konsequenz können sich diese seelischen Probleme auch auf der körperlichen Ebene auswirken und Beschwerden wie ein geschwächtes Abwehrsystem, Schlafstörungen, permanente Kopf- oder Rückenschmerzen, etc. auslösen und entsprechend kann die Gefahr für Suchtanfälligkeit und Unfälle steigen. Menschen im Burnout-Syndrom sind oft kaum mehr wiederzuerkennen. 

Negativer Stress macht krank 

Als Hauptauslöser im Leben eines Menschen gilt immer noch der steigende Stresspegel, oft verbunden mit einem viel zu hohen Anspruch an sich selbst. Stress setzt Hormone wie Adrenalin und Kortisol frei und unterdrückt dabei gleichzeitig das Immunsystem sowie das Schmerzempfinden. Das ist zwar perfekt, um kurzfristig Höchstleistungen zu erbringen, macht aber auf Dauer krank. Menschen auf dem Weg in den Burnout sind deshalb meistens nicht mehr in der Lage, eine zu hohe Arbeitsbelastung und falsch interpretierten Perfektionismus zu erkennen. Sie sind unfähig, von sich aus zurück in die Ruhe zu kommen, so dass dem Körper nichts anderes übrigbleibt, als dies selbst in die Hand zu nehmen.   

Selbstfürsorge vermeidet Burnout 

Gut zu wissen, dass die Veranlagung zu Burnout nicht per se im Menschen vorhanden ist, sondern meist die Folge von zu viel Stress und lieblosem Umgang mit sich selbst, denn hier kann man ansetzen. Eine Möglichkeit, um rechtzeitig vorzubeugen, ist, einzuhalten und zu schauen, wo man nicht gut mit sich umgeht und wo man sein Leben übersteigertem Streben nach Perfektionismus unterordnet. Es gilt zu prüfen, woher der als permanent empfundene Stress im Leben kommt, wie man ihn reduzieren kann, man ausreichend Grenzen setzt und wo man öfter auch mal NEIN sagen kann. Überlegungen, was das Leben lebenswert macht, nach welchen Motiven man handelt, wie man sich genügend und rechtzeitigen Ausgleich verschafft und achtsamer mit sich umgeht, sind genauso wichtig. Dazu haben wir in den letzten Newslettern einige Impulse gegeben. Newsletter

Unser Mindful Business Programm hilft dabei, Burnout sowohl vorzubeugen als auch in der Situation besser damit umzugehen. Es ist eine gute Möglichkeit, um wieder in die eigene Kraft zu kommen und auch darin zu bleiben. Kontaktaufnahme: team@mindful-business-life.de

Die Mär vom Multitasking und der Zeigarnik-Effekt 

Frauen wird ja nachgesagt, sie seien, anders als die Männer in der Lage, gleichzeitig viele Dinge zu tun und sogar zu denken. Schön wär’s. Aus neurobiologischer Sicht existiert Multitasking nicht. Unser Gehirn kann sich immer nur auf ein Thema konzentrieren. Unser Bewusstsein, so die Erklärung, hat zu jedem Zeitpunkt nur einen Inhalt. Wir können also tatsächlich Dinge nur nacheinander abarbeiten. 

Selbstführung

Was bedeutet dies für das Thema Selbstführung? Wenn ich mich auf eine Aufgabe konzentriere und diese zum Ende führe, schenkt mir dies Gedanken wie: „Ja, habe ich geschafft, ist erledigt, kann ich “abhaken“. Ich habe also das gute Gefühl, etwas vollendet zu haben. Gerade heutzutage ein sehr wertvolles Gefühl. Denn wie oft kommt es vor, dass Menschen sich nicht auf den Feierabend freuen können, weil noch so viel Unerledigtes die Gedanken dominiert, die unbeantworteten E-Mails, der nicht getätigte Anruf …  

Wenn ich es nicht hinkriege, mich immer wieder auf ein Thema zu fokussieren, komme ich nicht zur Ruhe. Die Fehlerrate steigt, wenn ich Dinge gleichzeitig mache – telefonieren und gleichzeitig eine Mail schreiben ist nicht nur dem anderen gegenüber unhöflich bis nicht wertschätzend, sondern es kann eine Kette von unangenehmen Ereignissen nach sich ziehen: Im Ton vergriffen, an die falschen Ansprechpartner geschickt, der Kunde merkt, dass man nebenher arbeitet und ist verärgert. 

Wir können nicht mehr allem gerecht werden 

Weil wir modernen Menschen nicht mehr allen Aufgaben gerecht werden können, fühlen wir uns schlecht. Wir versuchen möglichst viel gleichzeitig und in wenig Zeit zu stopfen und werden weder unseren Ansprüchen noch der gewünschten Arbeitsqualität gerecht. Denn bei vielen ist die Anerkennung durch Leistung ein Teil ihrer Prägung.  

Dass wir unser Pensum nicht mehr schaffen – dies hat definitiv nichts mit schlechter (Selbst-) Organisation oder mit zu wenig Anstrengung zu tun. Es ist einfach nicht mehr möglich – es sind zu viele Aufgaben. „In meinen Coachings und Trainings spreche ich immer wieder davon, wie wichtig es ist, ein vollendetes Projekt im Team zu feiern. Das nächste ist in der Regel bereits in der Pipeline oder hat meist schon gleichzeitig begonnen. Es ist sehr wichtig, innezuhalten und sich am Erfolg zu freuen und damit zu einem Abschluss zu kommen“, empfiehlt Beraterin und Coach Karin Bacher. Denn ohne dies kommt es bei uns Menschen schnell zu physischem und psychischem Unbehagen und auch im Team bricht die Leistung ein. 

Was bedeutet der Zeigarnik-Effekt? 

Den Begriff prägte 1927 die Psychologin Bljuma Wulfowna Zeigarnik an der Universität Berlin: Unerledigte Dinge lassen uns nicht los, wir befassen uns immer wieder damit und fühlen uns damit schlecht. 

Obwohl wir wissen, dass Multitasking nicht funktioniert, versuchen wir es trotzdem immer wieder. Die Folge - wir bringen Dinge nicht mehr zu Ende. Wenn wir hin und her springen, erledigen wir am Ende weniger. Und das ist der Beginn unseres selbst kreierten Teufelskreises. 

Tipps

Hier ein paar Tipps, wie man sich selbst aus dem Teufelskreis führen kann: 

 1. Eigene Grenzen setzen: Entweder ein Zeitlimit einhalten „Heute arbeite ich bis 18:00 Uhr und gehe dann zum Sport“ oder ein inhaltliches „Wenn ich diese eine Arbeit abgeschlossen habe, gehe ich nach Hause“. Mantra: Dann ist es genug. 

2. Streng nach Prioritäten arbeiten, die eigenen Ansprüche damit relativieren. Es ist einfach nicht möglich, alles zu machen. Also was ist wichtig, was muss ich wirklich diese Woche oder heute noch erledigen? So lange priorisieren, bis ein realistischer Plan dasteht. Mantra: Das wichtigste ist erledigt. 

3. Nicht das Gefühl haben, sich rechtfertigen zu müssen. Es bleibt immer etwas liegen, es ist einfach unmöglich, jede Mail sofort zu beantworten. Mantra: Ich gebe mein Bestes mehr geht nicht. 

4. Eins nach dem anderen erledigen, Fremdbestimmung so weit wie möglich reduzieren. Neinsagen lernen und Störendes abschalten. Es zu lassen, nicht jeden glücklich gemacht zu haben. Mantra: In der Ruhe liegt die Kraft. 

5. Gut in den Tag starten: Kleine Aufgaben von fünf bis 10 Minuten in der ersten Stunde erledigen. Am besten auf der To-do-Liste dann gleich durchstreichen. Der Tag beginnt gleich ganz anders … Mantra: Ich fühle mich gut, habe bereits etwas geleistet. 

Unterstützung durch Mantra

„Besonders das Mantra: „Ich gebe mein Bestes, mehr geht nicht“ hat mir sehr geholfen, meinen Perfektionismus zu relativieren. Auch ich habe lernen müssen, dass ich mir selbst mit meinen Ansprüchen im Weg stehe“, Beraterin Karin Bacher in einem Achtsamkeits-Workshop.

 

Dauerstress - Auswirkungen auf unser vegetatives Nervensystem

Unser Vegetatives Nervensystem – Zusammenspiel von Parasympathikus und Sympathikus 

Unser vegetatives Nervensystem ist seit Urzeiten dafür zuständig, blitzschnell auf Situationen zu reagieren. Das vegetative Nervensystem besteht aus zwei Teilen, die in entgegengesetzter Weise auf den Körper einwirken: der Sympathikus und der Parasympathikus, welche im Gehirn angesiedelt sind und über das zentrale Nervensystem die Informationen an unsere Organe weiterleiten.  

Die Aufgabe des Sympathikus ist es, den Körper auf körperliche und geistige Leistungen vorzubereiten. Er sorgt dafür, dass unser Herz schneller schlägt, sich die Atemwege erweitern und die Verdauungstätigkeit vermindert wird. Alle Energie soll darauf verwendet werden, aktiv zu sein. Die Verdauung wird deshalb gehemmt und "vertagt" auf eine Zeit, in der man sich wieder ausruhen kann. Ob Beruf, Sport oder eine unerwartete Stress-Situation: Immer dann, wenn wir Höchstleistung abrufen müssen, steht uns der Sympathikus zuverlässig zur Seite. 

Der Parasympathikus als Gegenspieler steuert die Körperfunktionen wie Herzschlag, Atmung und Verdauung in einer Entspannungsphase. Er dient der Regeneration, dem Aufbau von Kraftreserven, kurbelt Stoffwechselvorgänge und die Verdauung an und sorgt dafür, dass wir uns gut erholen können. Der Parasympathikus wird dann aktiv, wenn wir es uns in der Passivität gemütlich machen und uns auf der Couch mit der Lieblings-Serie berieseln lassen, ein gutes Buch lesen – oder einfach nur schlafen. 

Reaktion auf Stresssituationen  

Unser vegetatives Nervensystem hilft uns schon seit Urzeiten, zu überleben. Denn es regelt automatisch, wie wir uns in Gefahrensituationen zu verhalten haben. Was in der Steinzeit ein wildes Tier war, sind heute Stress und Termindruck – sie lösen in uns das Bedürfnis der Flucht aus. Hier greift der Sympathikus ein, der unseren Blutdruck und den Herzschlag erhöht und die Atmung verstärkt. So kommt es, dass wir uns unter Druck auf der Arbeit unwohl fühlen und Schnappatmung bekommen. Entspannt sich die Situation wieder, so greift der Parasympathikus ein und sorgt für die bestmögliche Regeneration in Ruhephasen, um uns auf die nächste Stresssituation vorzubereiten.

Vegetative Dystonie 

Zu einer vegetativen Dystonie, einer Störung, kommt es, wenn sich Sympathikus und Parasympathikus "nicht eins" sind. Wenn also die Regulation der Körperfunktionen wie Atmung, Blutdruck usw. behindert wird. Es erfolgt keine gesunde Ausbalancierung der zwei Nervensysteme. Einmal überwiegt der Sympathikus, dann wieder der Parasympathikus.  

Bei externen Stressoren wie außergewöhnlichen Belastungen, (Arbeits-)Stress und Hektik greift der Körper zunächst auf seine inneren Reserven zurück. Normalerweise erholen sich diese Ressourcen wieder, wenn der Stress vorbei ist. Sollte der Stress allerdings zum Dauerstress werden, fällt die durch den Parasympathikus gesteuerte Erholungsphase weg – die Reserven können durch das vegetative Nervensystem nicht mehr "aufgefüllt" werden. Mit der Zeit treten körperliche Beschwerden auf. Dazu gehören: 

  • Erkältung,  
  • Wetterfühligkeit,  
  • Innere Unruhe, 
  • Nervosität,  
  • Schlafstörungen,  
  • Magen-Darm-Beschwerden, 
  • Herzbeschwerden (unregelmäßiger Schlag, Herzstolpern, Herzjagen, Herzschmerz, Beklemmungsgefühl in der Brust),  
  • allgemeines Unwohlsein und Überforderung. 

Wie immer gilt: Vorsorge ist besser als Nachsorge. Im besten Fall lässt man es überhaupt nicht so weit kommen, dass das Vegetative Nervensystem ins Ungleichgewicht gerät. Herauszukommen aus dem Dauerstress, sich entspannen und einen gesunden Lebensstil zu führen sollte höchste Priorität haben.  

Unsere Tipps für mehr Entspannung: 

  1. Bewegung tut gut! Keine Sorge: Sie müssen nicht täglich für 60 Minuten joggen gehen, um positive Effekte zu erzielen. Bereits ein 15minütiger Spaziergang kann Ausgleich schaffen und für mehr Entspannung sorgen. 
  2. Praktizieren Sie Meditation oder Achtsamkeitsübungen. Inspiration zu wirksamen Achtsamkeitsübungen finden Sie hier: Wirksame Achtsamkeitsübungen am Arbeitsplatz  
  3. Palliativ-regeneratives Stressmanagement kann durch langfristige Maßnahmen dabei unterstützen, einen entspannteren und geregelteren Alltag zu etablieren. 
  4. Gönnen Sie sich regelmäßige Pausen. Kein Mensch der Welt ist den ganzen Tag über leistungsfähig, ohne sich zwischendrin eine kleine Pause zu gönnen. Doch auch längere Pausen sind wichtig, um mal so richtig abschalten zu können. Planen Sie sich bewusst Pausen zum Erholen ein, zum Beispiel ein Wochenende im Wellnesshotel, eine Woche Urlaub o.ä. und arbeiten Sie auf diese Auszeiten hin.  

Sie möchten heraus kommen aus dem Dauerstress und durch alltagstaugliche Strategien sowie durch gezielte geistige und körperliche Entspannungsübungen Ihre Widerstandskraft gegen Stress erhöhen? 

Am 24. + 25. September findet wieder unser Seminar und Retreat in Stuttgart statt. Ob Yoga, Atemübungen, MBSR (Mindful Based Stress Reduction) oder das Google-Prinzip „Search inside yourself“ – hier ist für jeden etwas dabei. Das Team von Mindful Business Life freut sich auf Ihre Kontaktaufnahme: team@mindful-business-life.de  

Palliativ-regeneratives Stressmanagement

Der Stress am Arbeitsplatz nimmt zu

Stress am Arbeitsplatz ist für viele Arbeitnehmer in Deutschland zum Alltag geworden. Die Gründe hierfür sind vielfältig: 

- Eine hohe Arbeitsverdichtung

- Eine steigende Geschwindigkeit von Arbeitsabläufen durch neue Technologien,

- Der innere Druck zu performen

- Termindruck und ständige Erreichbarkeit

- Sowie ein schlechtes Arbeitsklima und fehlende Anerkennung durch die Kollegen oder Vorgesetzen

Der Stress für deutsche Arbeitnehmer wächst stetig an, das belegen auch die steigenden Zahlen stressbedingter Krankschreibungen, bspw. durch Burnout oder Belastungs-Depressionen.

Auch wenn uns ein gewisses Stresslevel kurzfristig produktiver, motivierter und leistungsfähiger machen kann – ein dauerhaft zu hoher Stresspegel belastet sowohl den Arbeitnehmer, seine Kollegen und sein privates Umfeld und letztendlich erleiden auch die Unternehmen wirtschaftliche Nachteile, da die Produktivität langfristig sinkt.

Mittlerweile findet in vielen Unternehmen bereits ein Umdenken statt, immer häufiger wird auf betriebliches Gesundheitsmanagement und Stressmanagement gesetzt. Dabei werden den Arbeitnehmern unter anderem verschiedene Methoden beigebracht, mit dem Stress umzugehen und ihr Stresslevel langfristig zu senken. Hierbei gibt es drei verschiedene Möglichkeiten: die instrumentelle Stressbewältigung, die kognitive Stressbewältigung sowie die palliativ-regenerative Stressbewältigung. Die kognitive sowie die instrumentelle Stressbewältigung zielen dabei auf einen langfristigen Effekt ab, bspw. durch eine systematische Problemlösung oder einer Einstellungsänderung. Wir möchten an dieser Stelle jedoch etwas ausführlicher auf die palliativ-regenerative Stressbewältigung eingehen, welche sowohl kurzfristige als auch langfristige Effekte mit sich bringt.

Nichts bringt uns auf unserem Weg besser voran, als eine Pause.

In diesen Worten steckt so viel Wahrheit. Wer große Taten vollbringen möchte und jeden Tag seine Höchstleistung abruft, der muss auch irgendwo seine Kraft für diese tanken. Denn ähnlich wie bei einem Smartphone oder Laptop, das zu lange nicht an das Ladekabel angeschlossen wurde, geht uns früher oder später irgendwann der Saft aus. Bei der palliativ-regenerativen Stressbewältigung geht es also darum, dem Körper und sich selbst etwas Gutes zu tun. 

Kurzfristig wirksame Maßnahmen

1. Kurz-Entspannungen und Atemtechniken: Eine Anleitung für Atemtechniken und Entspannungsübungen am Arbeitsplatz finden Sie hier.

2. Stressabbau durch körperliche Aktivität: Versuchen Sie es doch mit einem kleinen Spaziergang, wenn Sie das nächste Mal gestresst sind. Die Bewegung wird Ihnen guttun.

3. Ablenkung: Denken Sie an etwas Schönes, das Ihnen Kraft gibt. Zum Beispiel an Ihre Familie oder den nächsten Urlaub.

4. Entlastende Gespräche führen: Manchmal hilft es einfach, sich die Probleme von der Seele zu reden. Dabei muss es nicht unbedingt um Problemfindung gehen. Den Ballast loszuwerden, kann bereits helfen einen anderen Blickwinkel auf die Dinge zu bekommen.

5. Sich selbst etwas Gutes tun: Das kann ein leckeres Essen sein, ein schönes Entspannungs-Bad oder auch einfach nur eine Tasse Tee. 

Langfristige Maßnahmen

1. Bewegung und Sport: Zum einen fühlt man sich wohler in seinem Körper, denn ein gesunder Geist braucht einen gesunden Körper. Zudem werden beim Sport Glückshormone ausgeschüttet, bei regelmäßiger Ausübung wirken diese sich positiv auf unsere Psyche aus. Sportarten wie bspw. Yoga helfen langfristig zu entspannen.

2. Ernährung: Fettiges und ungesundes Essen mag uns zwar kurzfristig glücklich machen, auf lange Sicht ist eine gesunde Ernährung und eine ausreichende Versorgung mit Vitaminen und Nährstoffen jedoch essenziell für unsere Leistungsfähigkeit.

3. Entspannung und Schlaf: Ein gesunder und erholsamer Schlaf ist wichtig. Lesen Sie mehr im Blogbeitrag.

4. Sozialkontakte: Treffen Sie sich regelmäßig mit Freunden und nehmen Sie sich Zeit für Ihre Familie. Wir Menschen sind soziale Wesen und brauchen den Austausch für unser Wohlbefinden. Das haben wir durch die Kontaktbeschränkungen der letzten Wochen mehr als deutlich zu spüren bekommen…

Unsere Achtsamkeitstage können leider aufgrund der aktuellen Situation nicht stattfinden. Neue Termine werden voraussichtlich erst wieder ab Herbst stattfinden. Wir bieten jedoch eine individuelle Beratung und Einzelstunden an, um Sie beim Stressmanagement aktiv zu unterstützen. Wir freuen uns über Ihre Kontaktaufnahme: team@mindful-business-life.de   

Bleiben Sie gesund!    

 

Karin Bacher Consultants
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Fon: +49 (0) 7231 4628 631
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