Bei manchen stellt er sich schleichend ein, ohne wirkliche Hungergefühle, aber mit nachlassender Konzentration, Müdigkeit und leichterer Reizbarkeit. Andere trifft der Hunger schlagartig, mit plötzlichem Unbehagen und einem Gefühl totaler Leere im Bauchraum, dem nur durch möglichst sofortige Nahrungsaufnahme abgeholfen werden kann. Oft folgt der Griff nach irgendetwas Süßem. Jeder erlebt das eine oder andere täglich in unterschiedlichster Form, wir alle sind letztlich „Magen-gesteuert“. Denn Hunger ist ein Warnsignal des Körpers, das uns nachlassende Kraftreserven signalisiert.
Nun muss zwar niemand befürchten, etwa zwischen einem Frühstück und einem womöglich verspäteten Mittagessen zu verhungern. Gleichwohl sind übermäßige Hungergefühle lästig und können unsere Leistungsfähigkeit stark einschränken, obwohl eigentlich keine wirkliche Gefahr besteht. Aber unsere Sensoren im Magen schlagen nun einmal an, sobald dieser zu wenig gefüllt ist – und zwar durchaus mit je nach Person individuell verschiedener Intensität. Und unser Gehirn gaukelt uns eben etwas anderes, Dringendes vor, bis hin zu einem gefühlten Notstand
Wir wollen hier nicht zu sehr auf das Zusammenspiel verschiedener Detektoren im gesamten Verdauungstrakt eingehen mit ihren komplexen Regelkreisen im Stoffwechsel. Unser Magen kann zwar nicht die spezifische Zusammensetzung der Speisen erkennen. Doch unser Gesamt-Organismus stellt durchaus fest, ob eine Mahlzeit energiereich oder -arm war, wieviel Eiweiß, Fett oder Zucker dabei war. Daher lässt sich auch erklären, weshalb wir zuweilen Verlangen oder sogar Heißhunger auf etwas Bestimmtes bekommen, was dem Körper wohl zu fehlen scheint. Auch Stress kann unseren Energiebedarf und damit unser Hungergefühl stark ansteigen lassen.
Deshalb ist die wichtigste Anforderung, um nicht ständig und zu Unzeiten von Hungergefühlen geplagt zu werden: das Richtige essen! Wer zum Beispiel viel Süßes isst, treibt den Blutzuckerspiegel in ungesunde Höhen, was der Körper mit vermehrter Insulinausschüttung beantwortet. Dieses führt den Zucker aus dem Blut in die Körperzellen über, der Blutzucker sinkt – und wir haben bald nach dem Süßstückchen einfach wieder Hunger.
Obwohl es eigentlich keinen Grund dafür gibt, denn die notwendige Energieaufnahme hat ja bereits stattgefunden. „Schnelle“ Kalorien wie Süßspeisen oder auch in Süßgetränken enthaltener Zucker füllen den Magen zwar kurzzeitig, verlassen ihn allerdings auch schnell wieder, so dass sich wieder ein Leergefühl einstellt, das unserem Hirn signalisiert: „mehr!“„Das Richtige essen“ bedeutet daher einfach, eine gute Mischung aus Kohlehydraten, Fett und Eiweiß aufzunehmen, deren Verarbeitung den Magen länger beschäftigt. Und natürlich, nicht zu viel zu essen! Fortlaufend mehr an Kalorien aufzunehmen, als man verbrennt, kann nicht ohne Folgen bleiben. Anreize zu reduzieren ist dabei natürlich auch hilfreich. Wer einem reichhaltigen Buffet gegenübersteht, läuft nun mal größere Gefahr, mehr auf den Teller zu laden als eine restaurantübliche Tellerportion.
In dieser Hinsicht gefährlich sind auch verpackte Snacks, die aufgrund ihrer Verpackungsgröße einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf unseren Appetit haben: Testpersonen wurde ein Video präsentiert, das sie beurteilen sollten. Während der Vorführung wurde einem Teil der Probanden eine Tüte mit 250 g Schokolinsen angeboten, der anderen Hälfte dasselbe mit 500 g Tüteninhalt. Diejenigen mit der kleinen Tüte haben im Durchschnitt 71 Schokolinsen vernascht, die mit der großen Tüte ganze 137, also fast die doppelte Menge!
Wir lassen uns also allzu leicht manipulieren wenn’s ums Essen und Hunger geht, und nicht alles, was wir meinen an Energiezufuhr zu brauchen, ist echter Hunger. Der bewusstere Umgang mit Hungergefühlen und eine entsprechende Ernährungsweise kann wesentlich zu einer ausgeglichenen Persönlichkeit beitragen.
Also auch beim Essen und dem Umgang mit Hungergefühlen gilt: Achtsamer Umgang damit hilft, gesund und leistungsfähig zu bleiben.
Tipp aus der Reaktion: Statt mit Süßigkeiten den Heißhunger mit Nüssen stillen, die haben übrigens gerade Saison. Oder unterwegs immer ein Obst dabeihaben. Äpfel duften darüber hinaus angenehm im Auto.