Prokrastination - unter der Studentenschaft unseres Teammitgliedes Lukas ein allseits bekanntes und gefürchtetes Wort. Hauptsächlich wird dabei das stunden- bis tagelange Aufschieben und Ablenken von konzentriertem Lernen während der Prüfungsphasen gemeint. Da wird dann häufig die ganze Wohnung geputzt, die Wäsche gewaschen oder eine ganze Serie auf Netflix geschaut, anstatt sich an den Schreibtisch zu setzten. Doch diese „Krankheit“ befällt nicht nur junge Studierende. Acht von zehn Menschen leiden nämlich unter dieser Aufschieberitis. Eine stark ausgeprägte Aufschieberitis kann uns in unserem Lebensglück ziemlich beschränken. Wie das kommt?
Jeder von uns kennt es: Dinge in unserem Leben, die für uns sehr wertvoll sind, aber doch nie benutzt werden. Ein neues, sehr teures Kleid, das Silberbesteck, die Riedel-Gläser, die wertvolle Uhr etc. Immer wartet man auf den perfekten Moment, um diese Dinge einzusetzen.
Die angestauten Erwartungen an diesen perfekten Moment (falls er überhaupt jemals kommt), kann dieser niemals erfüllen. Das ist ein Beispiel einer klassischen Prokrastination im Alltag. Statt uns hin und wieder Glück, Stolz, Freude etc. zu gönnen, warten wir auf den perfekten Moment. Warum denn nicht mal einfach die schöne Uhr zum Grillen mit den Freunden anziehen oder einfach mal mit dem Oldtimer zur Arbeit fahren? Es muss nicht immer alles perfekt sein! Denn die Folge könnte sein, dass der für besondere Anlässe jahrelang gelagerte Champagner schal schmeckt.
„Im Hier und Jetzt Leben“ – die Maxime der Achtsamkeit
Der Schlüssel zur Bekämpfung der Prokrastination klingt leicht, ist dafür aber umso schwieriger umzusetzen. Das Problem der Aufschieber ist, dass sie zu viel planen. Für das neue Kleid kommt nur der exklusive Empfang in der Zukunft infrage und nicht die coole Geburtstagsparty heute Abend. Während sie es verpassen, den Moment so schön und erfüllend wie möglich zu machen, erträumen sie sich eine unsichere Zukunft. Hier wird häufig die eigene Zeit und das eigene (zukünftige und damit unsichere) Gefühlsleben falsch eingeschätzt oder überschätzt.
Durch aktives Fokussieren auf den Moment kann man dem entgegenwirken. Durch den Fokus ändert sich auch der „State of Mind“. Liegt der Fokus auf der Zukunft, fließt deine Energie in diese Gedanken. Zukünftige Ereignisse werden in den schönsten Farben ausgemalt und die Erwartungen steigen. Liegt der Fokus jedoch auf dem Moment, lernt man genau diesen zu schätzen. Die Zukunft und die Vergangenheit treten in den Hintergrund und man kann sich auf die schönen, aktuellen Situationen konzentrieren, diese wahrnehmen und bewusst genießen. Am Anfang muss man sich hierzu vielleicht zwingen, aber nach etwas Übung geht es leicht. Für viele Menschen kann ein Fokus auf das Hier und Jetzt der Schlüssel zu einem glücklicheren Leben sein.
Übertragen in den Führungsalltag bedeutet dies:
Den Spruch des chinesischen Philosophen Lao Tse verinnerlichen: „Eine Reise von 1000 Meilen beginnt mit dem ersten Schritt.“
- Erfolge nach einem gut abgeschlossenen Projekt feiern, genau diese Momente zu genießen – gemeinsam mit dem Team.
- Stolz auf das gerade Erreichte zu sein und darüber zu sprechen. Statt auf die Umsatzmillion mehr zu warten.
- Gezielt diese eine Aufgabe zu lösen, statt die Maße des Gesamtprojektes zu fürchten.
- Entscheidungen zu treffen und sie nicht zu bereuen. Denn in diesem Moment war die Entscheidung die richtige.
Und für die Studierenden? Da gilt die bekannte „Salamitaktik“ aus dem Zeitmanagement als geeignete Methode: Nicht den Berg sehen von zehn Klausuren und mich mental dadurch blockieren. Besser: was kann ich heute schaffen, was fällt mir jetzt leicht und gibt mir ein gutes Gefühl und damit Kraft für die Fächer, die ich nicht so mag, was kann ich schnell abhaken, welche Vorbereitung kann ich in kleineren Einheiten einteilen? Der wichtigste Moment ist der, wenn der Rechner, das Buch, die Unterlagen zugeklappt werden. Diesen bewusst zu genießen schenkt Kraft für die nächsten Lerneinheiten.