Posts from 2023-11-28

Unerträgliche Stille  

Neulich sah ich einen Film. Die Protagonistin aus der Großstadt landete in einem Häuschen auf dem Lande für ein paar Wochen. Nacht für Nacht machte sie das Radio an, aus dem nur ein Rauschen kam. Die Stille, lediglich unterbrochen durch ein paar neue Geräusche wie Rascheln der Blätter durch den Wind oder einem Waschbären, der im Garten nach Nahrung suchte, konnte sie nicht ertragen.  

So wie ihr geht es vielen. Eigentlich sollte die Stille der Normalzustand sein, uns Wohlstandsmenschen begleitet jedoch ein ständiger Geräuschpegel. Das Schlimme daran: Immer weniger Menschen bemerken dies, weil sie sich an den unterschwelligen Lärm und damit an den Stress gewöhnt haben. Das ist für uns gefährlich, denn Lärm begünstigt Burn-out und weitere stressbedingte psychische und physische Erkrankungen. Denn durch Dauer-Lärm schüttet dein Körper die Stresshormone Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol aus. Laut der Welt-Gesundheitsorganisation WHO gehört Lärm zu den größten Gesundheitsgefahren unserer Zivilisation. 

Ruhepausen einlegen 

Was also tun? Bewusst die Stille suchen, durch Yoga alleine – ohne App oder im Kurs – nur mit dir, Meditationen, Spaziergänge im Wald oder in den Bergen, abseits großer Ströme. Ich zum Beispiel nehme mir ganz bewusst Ruhepausen, in denen ich keinerlei Ablenkung zulasse. Auf dem Bild ist gefühlt der millionste Sonnenuntergang zu sehen, den ich ganz still beobachtet habe. Ich brauche keine applausklatschende Partypeople dazu oder Musik, das Naturschauspiel als solches fasziniert mich immer wieder. Ich kann gut Dinge mit mir alleine unternehmen, so schätze ich es, wenn ich beim Laufen keine Musik höre, sondern meinen Gedanken lausche oder wahrnehme, was gerade um mich passiert. Wie klingt der Vogel, das beruhigende Rauschen des Waldes oder das der Wellen am Meer – das beruhigt mich. 

Und dies ist wissenschaftlich bewiesen. Ruhe wirkt sich positiv auf unser Gehirn aus - absolute Stille ist wie Urlaub fürs Gehirn. In diesen Zeiten, in denen ich mit Zeit für meine Gedanken nehme, kann ich auch Themen “abarbeiten”, die mich beschäftigen wie Emotionen, Problem oder Ängste. In lärmigen Zeiten fehlt mir dazu die Ruhe. Und bestimmt ist es euch auch schon so gegangen: Die Lösung einer Aufgabe oder eines Problems fiel euch ein, als ihr in einer entspannten Phase wart. Im Lärm des Alltags verhindert der dadurch verbundene Stress die Problemlöse-Fähigkeit, auch Kreativität genannt.  

Angst vor der Selbstreflektion 

Einige Menschen vermeiden die Stille. Denn wie oben beschrieben bietet sie die Möglichkeit, sich mit sich selbst und den unangenehmen Themen auseinanderzusetzen. Wer das nicht kann oder will, sucht sich Ablenkung und Lärm. Oder es gibt sehr leistungsorientierte Menschen, die sich den wichtigen Tagträumen verwehren, die in der Stille Raum gewinnen, weil sie sie von scheinbar wichtigeren Dingen ablenken und als Zeitverschwendung sehen. Aber genau diese unproduktive Zeit braucht der Körper, um gesund zu bleiben. Und: Wenn ich mir Pausen gönne, bin ich danach viel leistungsfähiger.   

Hier fünf gute Gründe, um mehr Stille in den Alltag zu lassen: 

  • Weniger schädliche Stresshormone im Körper 
  • Bessere Konzentration 
  • Höhere Lösungsorientierung und Kreativität 
  • Selbstreflektion für seelische Gesundheit 
  • Gehirnleistung in Sachen Lernfähigkeit steigt  

Und hier unsere Top Five Tipps für mehr Stille im Alltag:

  • Schränke die Nutzung von elektronischen Kommunikationsmitteln ein! (Stichwort Digital Detox) 
  • Meditiere!  
  • Nehme dir bewusst Ruhepausen und trage diese in den Kalender ein! 
  • Nutze Ohrstöpsel in der Nacht! 
  • Plane Urlaub zum Entspannen und für Momente der Ruhe ein!  

Viel Freude in der Stille! 

Gedankenwelten

Unter der Überschrift „Sie sind nicht Ihre Gedanken“ verfasste Dr. med. Wolf-Jürgen Maurer, Chefarzt einer Fachklinik für Psychosomatik, Psychotherapeutische Medizin und Naturheilverfahren im Allgäu, einen Artikel im „Naturarzt“, den wir hier in wesentlichen Auszügen wiedergeben. Im Kern seiner Betrachtung steht die Erkenntnis, dass menschliche Wahrnehmung nicht objektiv ist, sondern Projektion. 

Nach seiner Ansicht sind wir alle mehr oder weniger Opfer unserer unbewussten Grundüberzeugungen. „Unsere Sinne suchen und finden, was wir bereits unbewusst geglaubt haben. Dieser meist nicht überprüfbare Glaube ist geprägt durch unsere vergangenen Erfahrungen. So erleben wir den gegenwärtigen Moment nicht unverstellt. Statt dem Hier und Jetzt erleben wir immer wieder das Dort und Damals unserer selbst konstruierten Geschichten, die wir auf die Welt projizieren und die so zu unserem Er-Leben werden.“ 

Gerade in der heutigen Zeit ist es wertvoll, achtsam mit den Folgen unserer Gedankenwelt umzugehen. Bei uns selbst aber auch bei unseren Mitarbeitenden, wenn wir Muster und Glaubenssätze feststellen. 

Gedanken sind meistens Bewertungen 

Weiter postuliert Dr. Maurer, dass wir uns nicht auf eine Identifizierung mit unseren Gedanken und Gefühlen einlassen sollten. „Häufig vergleichen wir uns zum Beispiel mit anderen Menschen. Wir denken, dass andere etwas besser machen und glücklicher, schöner, erfolgreicher oder wertvoller sind als wir selbst. Dass wir selbst nicht gut genug sind. Dass wir uns mehr anstrengen und selbstoptimieren müssen, um vielleicht doch noch gemocht zu werden. Diese Glaubenssätze erzeugen Unglück und wahres Leid, psychosomatische Krankheiten und wiederkehrende kränkende und krankmachende Beziehungsverwicklungen.“ 

Dr. Maurer ist überzeugt, wenn wir uns zu sehr mit unseren Gedanken identifizieren, dass dies unseren geistigen Frieden rauben kann. „Das liegt daran, dass so gut wie jeder Gedanke ein Urteil ist, eine Bewertung enthält: Sonnenschein ist gut, Regenwetter schlecht. Und schon leiden wir und unsere gedankliche, geistige Bewertung dessen, was ist, hat einen Konflikt kreiert. Dabei haben diese Gedanken an sich keine Bedeutung – außer Sie geben Ihnen eine und erleben die Wirklichkeit durch diese selbst aufgesetzte rosa oder dunkel eingefärbte Brille.“ 

Und die vermutlich wichtigste Erkenntnis des Psychotherapeuten: „Jeder Gedanke, an den wir – bewusst oder unbewusst – glauben, hat schöpferische Kraft. Aber wir müssen uns nicht mit den automatischen Gedanken, dem permanenten Gequatsche in unserem Kopf identifizieren. Wir haben Gedanken, aber wir sind nicht unsere Gedanken.“ 

Karin Bacher Consultants
Karl-Bührer-Str. 22
D-75177 Pforzheim
Fon: +49 (0) 7231 4628 631
team(at)mindful-business-life.de

➔ Nachricht an KB Consultants