Wenn sich dieses Gefühl einstellt, wenn eine Arbeit wie von selbst läuft, dann ist der „Flow“ erreicht: ein angenehmer Zustand der mühelosen Konzentration und Vertieftheit, bei dem Handeln und Bewusstsein zu verschmelzen scheinen. Wer bei der Arbeit den Flow-State erreicht, entfaltet mehr Motivation und Kreativität. Wobei in der Regel die besten Resultate entstehen, sowohl was das eigentliche Arbeitsergebnis betrifft, als auch die persönliche Befriedigung mit der Tätigkeit. Schön, wenn wir das alle immer so hinbekommen würden? Doch sind oft die Rahmenbedingungen für den angestrebten Flow-Zustand kaum gegeben. Wie die richtige Balance finden zwischen Anforderungen und Leistungsfähigkeit? Friederike Fabritius, Neurowissenschaftlerin und Bestseller-Autorin, schrieb über dieses Thema bei XING, wo sie der Frage nachging: Wie in einem Team, in dem alle ganz verschieden ticken, das Beste aus allen herauszuholen?
Flow ermöglichen
Wie ein Mitarbeiterteam motivieren, das sich naturgemäß aus den unterschiedlichsten Charakteren zusammensetzt? Und wobei man nicht von jedem Teammitglied die identische Leistung erwarten kann, vor allem auch nicht immer in der gleichen Zeit? Die Neurowissenschaftlerin führte dazu die bei jedem Menschen einzigartige „Neurosignatur“ an, einem Aktivitätsmuster bestehend aus vier Systemen: dem „Dopamin-System, dem Serotonin-System, dem Testosteron-System und dem Östrogen-System.“ Je nachdem, welches System bei einer Person dominiert, braucht es zum Beispiel auch unterschiedliche Voraussetzungen, um einen Flow-Zustand zu erreichen.
Eines der Haupt-Hemmnisse, dass dies nicht allen gelingt, ist laut ihrer Recherche die herrschende „neurochemische Monokultur in den obersten Führungsetagen von Unternehmen.“ Manager mit einer aktiven Dopamin/Testosteron-Neurosignatur, die ehrgeizigen, wettbewerbsorientierten und stressresistenten Charakteren ideale Voraussetzungen bietet. Eigentlich wertvolle Eigenschaften, die jedoch gleichzeitig problematisch sind: „Sie schaffen ein Umfeld, in dem sich hauptsächlich Menschen wohlfühlen, die eine hohe Stresstoleranz und den Willen zur Macht besitzen. Alle anderen gehen entweder in den Burn-out, kündigen oder machen Dienst nach Vorschrift.“
Den „Neurogap“ umgehen
Wie also können auch anders strukturierte Mitarbeiter zum Flow-Feeling, sprich zu mehr Produktivität in Kombination mit Wohlbefinden gelangen? Die zentrale Empfehlung der Neurowissenschaftlerin dazu: „Jeder Mensch hat seinen individuellen optimalen Stresspunkt, der ihn in den Flow versetzt. Eine Aufgabe, die ein Teammitglied anspornt, kann einen anderen Mitarbeiter oder eine andere Mitarbeiterin zu Tode langweilen. Menschen mit einem aktiven Östrogen- oder Serotonin-System erreichen ihre Spitzenleistung dagegen auf einem niedrigeren Stress-Niveau.“ Termindruck kann zum Beispiel für solche Mitarbeiter schon zum entscheidenden Hemmfaktor werden.
Generell rät die Neurowissenschaftlerin zu „Tech-Pausen“, die man Mitarbeitern gönnen sollte. Also kein permanentes Multimedia-Multitasking und ständige Erreichbarkeit per Mail, telefonisch oder gar in Video-Konferenzen zu fordern, sondern auch mal bewusst „Meetings mit sich selbst“ anzuregen, um hin und wieder in Ruhe seine Gedanken sammeln zu können. Ständige nach außen gerichtete Präsenz-Pflicht lässt keinen Raum für Reflexion und einen klaren Kopf, die Voraussetzungen, um in ein Flow-Gefühl überhaupt einsteigen zu können.
Die abschließende Erkenntnis der Neurowissenschaftlerin: „Wir müssen nicht die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, sondern die Arbeitskultur ändern.“ Das Eingehen auf die individuellen Neurosignaturen der Teammitglieder hilft ungemein, das Leistungslevel wie auch die Mitarbeiter-Zufriedenheit zu heben.
Wer von Euch mehr zum Thema Stressmanagement im Alltag wissen möchte und sich individuell beraten lassen will, wir freuen uns auf Dich: team@mindful-business-life.de