Loslassen im Konflikt

Sie kennen bestimmt das Sprichwort: Love it, leave it or change it. – Wenn du es ändern kannst, dann tu was (dagegen), wenn du es nicht ändern kannst, dann lass es los oder beginne es anzunehmen.

Das ist oftmals leichter gesagt, als getan. Gerade im Konflikt, wenn zwei gegensätzliche Ansichten aufeinandertreffen. Wenn Ihr Gegenüber Sie mit seinem Verhalten so richtig auf die Palme gebracht hat. Das Problem: So lange beide Parteien an ihrer Position festhalten, wird sich nichts an der Situation ändern. Der Konflikt löst sich nicht plötzlich in Luft auf. Man kann sich das vorstellen wie beim Tauziehen. Solange beide Seiten gleich stark am Seil ziehen, passiert nichts. Sobald aber eine Seite nachgibt, tritt Veränderung ein.  

Warum fällt es uns jedoch so schwer, loszulassen?

Hier ist unser Ego schuld. Es kämpft darum, dass wir in Sicherheit sind. Und was bringt mehr Sicherheit, als das, was uns bekannt ist und was wir gewohnt sind? Hingegen bedeutet jede Veränderung erst einmal Verunsicherung. Deswegen kämpft unser Ego im Streit auch dafür, dass wir Recht haben. Denn dann dürfen wir weiterhin an unserer Position festhalten und müssen nichts verändern.

Der Preis, den man fürs Festhalten an seiner Ansicht zahlt, kann jedoch hoch sein. Ein ungelöster Konflikt, bei dem niemand nachgibt, kann sich u.a. in folgenden körperlichen wie psychischen Symptomen äußern:

  •       Unaufhörliches Grübeln
  •       Schlafstörungen
  •       Magen- und Verdauungsprobleme
  •       Konzentrationsstörungen

Das alles wird sich auch in unserer Stimmung und der Leistungsfähigkeit am Arbeitsplatz niederschlagen. Ist es das wert?

Loslassen bedeutet, anzunehmen, was ist

Man kann so viel für sich und sein Leben gewinnen, wenn man von seiner Einstellung, anderen Menschen oder Dingen loslässt. Bedeutet das, wenn Sie loslassen, dass Sie aufgegeben haben? Vorsicht: Das will Ihnen Ihr Ego einreden. In Wirklichkeit lernen Sie durch das Loslassen, dass Sie zwar im Recht sein, aber trotzdem verlieren können. In Wahrheit befreien Sie sich nämlich: Von den ewigen Grübeleien und Kämpfen.

Weiterhin gewinnen Sie, wenn Sie loslassen:

  •       Eine bessere Beziehung zu Ihren Mitmenschen
  •       Eine bessere Gesundheit – die Beschwerden verschwinden
  •       Innere Ausgeglichenheit
  •       Den Mut und die Energie, Neues anzugehen
  •       Selbstwirksamkeit und das Selbstvertrauen, Veränderungen durchzustehen

 

Loslassen lernen – Voraussetzung ist Achtsamkeit

Um herauszufinden, ob Loslassen die Lösung für Ihren aktuellen Konflikt ist, ist Achtsamkeit und Präsenz gefragt. Fragen Sie sich, was der Preis ist, den Sie fürs Festhalten an der Situation bezahlen. Würden Sie sich befreit fühlen, wenn Sie dem Gegenüber vergeben würden?

Machen Sie sich bewusst: Sie können andere Menschen nicht ändern, nur Ihre eigene Einstellung! Warum also weiterkämpfen?

Eine gute Übung, das Loslassen zu lernen, ist die sogenannte Metta-Meditation.

Metta-Meditation

Die Metta-Meditation ist eine der ältesten buddhistischen Meditationen. Metta bedeutet übersetzt so viel wie „Freundschaft“, „Güte“ oder „Freundlichkeit“. Dahinter steckt die Ansicht, dass jedem Lebewesen mit Wohlwollen und Freundlichkeit begegnet werden soll. Das Gegenüber abzulehnen, führt nicht nur bei diesem, sondern auch bei sich selbst zu Ärger, Wut, Verbitterung und Zorn. Gefühle, die sich wiederum in körperlichen und psychischen Beschwerden äußern, wenn sie nicht aufgelöst werden.

Metta-Meditation – So geht’s:

  1. .     Setzen Sie sich mit aufrechtem Rücken hin, Schultern nach unten. (Tipp: Nutzen Sie unsere Meditationsbank!)
  2. .     Legen Sie Ihre Hände mit den Handflächen nach oben auf Ihre Oberschenkel ab.
  3. .     Schließen Sie die Augen.
  4. .     Konzentrieren Sie sich auf den Fluss Ihres Atems. Atmen Sie mehrfach ganz ruhig ein und aus.
  5. .     Stellen Sie sich die Person vor, mit der Sie gerade im Konflikt sind. Schauen Sie diese in Ihrer Vorstellung direkt an.
  6. .     Sprechen Sie langsam folgende Sätze hintereinander:Mögest du gesund sein.Mögest du glücklich sein.Mögest du in Ruhe und Frieden leben.
  7. .     Atmen Sie weiterhin bewusst ein und aus.
  8. .     Wenn das Gefühl der Ruhe eingekehrt ist, öffnen Sie die Augen und beenden Sie die Meditation.

 

Wie lange und wie oft sollten Sie die Meditation machen? Es ist nicht ungewöhnlich, wenn Sie nach dem ersten Mal schon eine Veränderung in Ihrer Einstellung zur anderen Person gewinnen. Die Übung macht hier allerdings den Meister! Empfehlenswert sind täglich 3-5 Minuten. Probieren Sie es aus, z. B. auch direkt vor einem Meeting mit der betroffenen Person. Sie werden feststellen: Sie können viel gelassener mit Ihrem vermeintlichen Gegner umgehen!

 

Love it, leave it, or change it. Wenn Sie in der nächsten Streitsituation nicht wissen, was die richtige Option für Sie ist, fragen Sie sich:

  •       Will ich Recht haben oder Frieden?
  •       Will ich weiterhin eingeschränkt sein oder frei?
  •       Will ich Energie verlieren oder gewinnen?

 

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