Die 7 Basisemotionen und ihr Nutzen für die Konfliktlösung

Was ist so frustrierend an einem Konflikt? Wenn kein Zugang zum anderen Menschen möglich scheint. Wenn zwei Sichtweisen aufeinanderprallen, die vollkommen gegensätzlich sind. Wenn man sich einfach nicht verstanden fühlt. Auf Biegen und Brechen zu versuchen, einen Kompromiss auszuhandeln, wird scheitern, wenn Sie auf der emotionalen Ebene noch keinen Zugang zu Ihrem Gegenüber gefunden haben.

Diesen Zugang müssen Sie erst einmal aufbauen. Hier ist es hilfreich, wenn Sie schon einmal wissen, was Ihr Gegenüber fühlt. „Wir können nicht nicht kommunizieren“, das wusste schon der Philosoph und Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick. Denn selbst wenn Ihr Gegenüber im Konflikt nichts sagt, so werden Sie mit ein bisschen Übung in der Lage sein, die Gefühlslage des Anderen zu lesen. Wie? Mit der Kenntnis der 7 Grundemotionen.

Freud und Leid zeigen sich in aller Welt gleich

Die 7 Basisgefühle gehen zurück auf ihren Entdecker Paul Ekman. Ihre Besonderheit: Sie sind in allen Kulturen gleich. Ob Sie also in Russland, Marokko oder Deutschland streiten, ist egal. Wenn Sie die Merkmale der sieben Basisemotionen kennen, wissen Sie, wie Ihr Gegenüber fühlt. Dies wird Ihnen helfen, Empathie zu Ihrem Gegenüber aufzubauen. Diese ist notwendig, um überhaupt auf der Verstandesebene eine verträgliche Lösung für beide Seiten zu finden.  

Die 7 Grundgefühle sind:

  • Freude
  • Überraschung
  • Angst
  • Wut
  • Ekel
  • Trauer
  • Verachtung

Woran erkennen Sie jetzt, welches Gefühl Ihr Gegenüber fühlt? Dazu müssen Sie einfach bloß achtsam beobachten.

Freude

Stellen Sie sich vor, ein Studienfreund aus alten Zeiten steht plötzlich vor Ihnen im gleichen Urlaubshotel. Sie laufen freudig auf ihn zu. Was verändert sich in Ihrem Gesicht?

Augen: Die Augen sind weit geöffnet

Mund: Die Mundwinkel sind hochgezogen, Lachfalten werden sichtbar

Wangen: Die Wangen sind angehoben

 

Überraschung

Erinnern Sie sich noch daran, wann Sie das letzte Mal überrascht wurden? Wann Sie so richtig baff waren?

Augen: Öffnen sich, Augenbrauen ziehen nach oben

Wangen: entspannt

Mund: Der Unterkiefer geht direkt herunter

 

Wut

Was bringt Sie so richtig auf die Palme? Was Menschen wütend macht, kann höchst unterschiedlich sein, je nachdem, wie lange der Geduldsfaden reicht.

Augen: Der Blick ist starr, Augenbrauen ziehen nach unten

Wangen: angespannt

Mund: Lippen sind angespannt

 

Ekel

Stellen Sie sich vor, Ihr Gegenüber bietet Ihnen etwas zu essen an, das Sie überhaupt nicht ausstehen können. Was passiert mit Ihrem Gesicht?

Augen: ziehen sich zusammen

Nase: gerümpft

Wangen: angehoben

Mund: Oberlippe wird hochgezogen

 

Trauer

Wann waren Sie das letzte Mal so richtig verzweifelt, mutlos oder enttäuscht?

Augen: Die inneren Augenbrauen werden hochgezogen, Oberlider hängen herunter

Wangen: Die Wangen sind erschlafft

Mund: Mundwinkel hängen herunter

 

Verachtung

Wenn wir jemanden verachten, wollen wir nichts mit ihm oder ihr zu tun haben. Denken Sie an eine Person, für die Sie die Straßenseite wechseln würden, wenn sie auf Sie zukommt. Was verändert sich an Ihrem Gesichtsausdruck?  

Mund: Mundwinkel sind auf einer Seite hochgezogen oder nach innen gepresst

 

Im Konflikt schneller zu Lösungen

All diese Veränderungen im Gesicht geschehen blitzschnell und sind bewusst nicht zu steuern. Nehmen Sie sich zukünftig mehr Zeit dafür, diese kleinsten Veränderungen im Gesicht Ihres Gegenübers wahrzunehmen. Schauen Sie hin: Was passiert im Augen-, Wangen- und Lippenbereich?

Wenn Sie diese Stimmungsänderungen benennen können, können Sie auch darauf eingehen. Sie können nachfragen: Was ärgert dich jetzt? Warum schaust du so traurig? Was stört dich daran?

Dadurch verbinden Sie sich auf der Gefühlsebene mit Ihrem Gegenüber. Fühlt sich Ihr Gegenüber gesehen und mit seinen Gefühlen wahrgenommen, werden Sie schnell merken, dass eine Lösung auf der Verstandesebene nicht mehr weit ist.

Der souveräne Umgang mit Konflikten ist auch Thema unseres nächsten Achtsamkeitstags. Lesen Sie hier mehr darüber: Souveräner Umgang mit Konflikten am 30.10.2019