Bewertungen und Glaubenssätze - wie sie uns steuern
Da staunten die Teilnehmer des Achtsamkeitstages Konflikte Ende Oktober nicht schlecht. Der Tag war geprägt von Gefühlen – den eigenen. Denn ob ich mit jemanden in Konflikt komme und wie, hängt von jedem selbst ab.
„Die ersten 15 Sekunden sind Instinkt, danach ist es Ihre Entscheidung, wie Sie reagieren“, schmunzelte Karin Bacher, bei der Einführung. Dieser Satz brachte den ein oder anderen Teilnehmer bereits auf die Palme. „Warum soll ich schuld sein, wenn mich der Kollege immer wieder hängen lässt und ich deswegen regelmäßig abgehetzt zum Vorstandsmeeting komme?“
Was ist so frustrierend an einem Konflikt? Wenn kein Zugang zum anderen Menschen möglich scheint. Wenn zwei Sichtweisen aufeinanderprallen, die vollkommen gegensätzlich sind. Wenn man sich einfach nicht verstanden fühlt.
Geduldig erklärten deshalb die beiden Trainer, dass Achtsamkeit nichts mit bewerten zu tun hat. Also die Frage nach der Schuld, nicht relevant ist. Auch nicht damit, nicht mehr wütend, enttäuscht oder verärgert zu sein. „Gefühle können wir nicht abstellen. Wir können nur lernen, besser damit umzugehen“, so die Coaches. Und die Grundvoraussetzung dafür ist zu lernen, was Gefühle bei mir auslösen und wo ich Gefühle im Körper spüre. Und natürlich, seine Emotionen nicht zu bewerten. Dieser Teil fiel einigen schwer: „Erst in der vierten Übung hatte ich verstanden, um was es geht“, gesteht ein Vertriebsleiter. Damit ist er nicht alleine. Karin Bacher: „In meiner eigenen MBSR-Ausbildung war dieser Punkt auch oft eine Herausforderung. Meine Ergebnisorientiertheit und die damit verbundene Ungeduld waren mir im Weg“.
Die überwiegend männlichen Teilnehmer stellten weiter fest, dass jeder von ihnen Verhaltensmuster hat, die beim Gegenüber eine Reaktion auslösen. „Mir war nicht bewusst, wie ich in einem Streitgespräch ankomme. Ich verstehe jetzt, warum so viele Gespräche bei mir eskalieren“, so ein Geschäftsführer. Ein anderer: „Zu erkennen, warum bestimmte Situationen diese Gefühle bei mir auslösen, war das Beste am ganzen Seminar. Das hat mich nachdenklich gemacht und wird mich noch eine Weile beschäftigen.“
Für die Alphatiere war es neu, deutlich ehrliches Feedback aus der Gruppe und den Coaches zu bekommen. Denn in ihren Positionen gibt es selten offene Kritik. Sehr deutliche Hinweise erhielten die Führungskräfte als es um ihre Sprache ging. Keinem war bewusst, wie sehr seine Verhaltensmuster andere verletzen und verunsichern können. Oder eben aggressiv machen.
Die Quintessenz des Achtsamkeitstages, von den Teilnehmern stammend:
- Eigene Verletzungen und daraus resultierende Glaubenssätze erkennen
- Konflikte sind gut! Wenn man richtig damit umzugehen weiß
- Beobachten statt bewerten
- Bewertungen nicht mit Wahrheit verwechseln
- Sich selbst beobachten und erkennen wann gehe ich in die Angriffsposition, wann in den Rückzug
- Gefühle zulassen
- Wie stark Worte und Körpersprache wirken können
- Üben, üben, üben …
Die Termine für die Achtsamkeitstage 2021 werden demnächst bekannt gegeben. Ohne Vorkenntnisse buchbar. Firmenseminare auf Anfrage.
Weitere Beiträge zum Thema in unseren Blogbeiträgen Loslassen im Konflikt sowie Die 7 Basisemotionen und ihr Nutzen für die Konfliktlösung