Das hat zunächst einmal nichts mit „kindisch sein“ zu tun, sondern damit, sich hin und wieder mit Dingen zu beschäftigen, denen man sich schon als Kind liebend gerne und ausdauernd hingab. Oder auch um sich Träume zu erfüllen, die man als Kind zwar hatte, die jedoch aus den verschiedensten Gründen nie realisiert werden konnten. Weil man damals Ballspielen oder auf Bäume klettern zurecht nicht als existenzsichernd ansehen konnte. Oder weil man sich deren Ausübung schlicht nicht leisten konnte. Mal abgesehen von solchen bis heute unrealistische Phantasien, wie etwa als Raumschiffkapitän die Galaxis mal per Warp-Antrieb zu durchforschen.

Doch zu mehr persönlicher Zufriedenheit und kleinen Glücksgefühlen kann es durchaus beitragen, wenn wir uns ein Stück Kindheit zurückholen. Durch Tätigkeiten, die wir uns heute als Erwachsene meinen entsagen zu müssen. Oder die wir nie gemacht haben, aber immer schon den heimlichen Wunsch hatten, ihn uns einmal zu erfüllen. Das typische Beispiel ist dafür der in die Jahre gekommene Harley Davidson-Fahrer, der nahe dem Rentenalter noch einmal die pure Antriebswucht einer hubraumstarken Maschine genießen möchte, die er als Jugendlicher mit seinem schlichten Moped nie erfahren durfte. Warum nicht?

 

Motorradfahren, Schlagzeugspielen, Malen... 

Kinderträume wieder aufleben lassen – eine einfach schöne und harmlose Form des Wieder-Kind-Seins, die uns schlicht Spaß machen kann, ganz ohne große Leistungsansprüche. Man muss davon nicht leben können. Und wenn man immer schon gerne Bootchen in der Badewanne schwimmen ließ: Warum nicht einfach mal einem Segelverein beitreten und lernen, wie man ein richtiges Boot steuert? Beim Thema Wasser darf es zum Beispiel auch ein Ruderverein sein, oder einer der inzwischen zahlreichen Drachenbootvereine, bei denen weniger der sportliche Aspekt im Vordergrund steht, als der im Team Spaß zu haben.

Es müssen ja auch nicht immer nur teure Sportarten sein, wie etwa Golfspielen, das unter arrivierten Menschen fast schon zum obligatorischen sportlichen Zeitvertreib zählt. Dabei hätten Manche viel eher Freude dabei, mal wieder wie früher einfach Federball zu spielen. Badminton-Clubs und zahlreiche andere Freizeitsportarten mit ähnlich weniger Status-Appeal gibt es reichlich, wie etwa Bogenschießen oder Frisbeewerfen. Überall mit Menschen, die mit großer Lust an der eigentlich gar nicht kindischen Sache dabei sind. 

 

Auch unvernünftiges Tun bringt uns weiter 

Ob irgendwas zu sammeln, mit Modellbaukästen zu basteln, ein Instrument neu zu lernen oder auch eine längst aufgegebene sportliche Tätigkeit wieder aufleben zu lassen. Ganz gleich, was es ist, das einen bei der Beschäftigung damit so sehr in es hineinversinken lässt, dass man alles andere um sich herum vergessen kann. Wir können uns damit ein Stück kindlicher Unbeschwertheit zurückzuerobern, die uns hilft, auch die Herausforderungen des rationalen Alltags besser zu bestehen. Wie schon der Poet Nicolas Chamfort wusste: „Durch die Leidenschaften lebt der Mensch, durch die Vernunft existiert er bloß.“